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Wartezimmer

Ist es Euch Tierhaltern schon aufgefallen? Dieser entscheidende Unterschied zwischen einem Wartezimmer beim Hausarzt und dem beim Tierarzt?

Ich kann nicht grade behaupten, dass ich mich in egal welchem Wartezimmer sonderlich gern aufhalte.

Aber es gibt definitiv Unterschiede!

Werfen wir einen Blick ins Wartezimmer beim Hausarzt: Die Wartenden schauen gelangweilt in irgendwelche Zeitschriften, oder auf Ihr Smartphone. Jemand hustet, ein anderer putzt sich die Nase und jeder denkt: hoffentlich steck ich mich nicht noch mit irgendwas anderem an. Die meisten leiden still vor sich hin. Oma Inge wartet nervös, ob denn der Schwiegersohn nun endlich da ist, der sie vor 10 Minuten schon abgeholt haben wollte. Ansonsten betretenes Schweigen. Es sei denn klein Lukas betritt mit seiner kleinen Schwester Lisa das Wartezimmer, um gleich die Spielecke zu erobern und mit Bauklötzen wild um sich zu werfen. (Woraufhin die meisten Leute ihre Nase noch etwas tiefer in ihre Zeitschriften stecken!) Kennt Jeder, oder? :-))

 

Beim Tierarzt ist alles anders. Zumindest hatte ich beim letzten Besuch die Ehre das ganze Wartezimmer kennen zulernen. Woran Katze Kasi allerdings nicht ganz unschuldig war. Der jährliche Impftermin stand auf dem Programm. Nachdem ich beide Katzen relativ stressfrei zu Hause einfangen konnte, ging es im Auto im Feierabendverkehr eine gefühlt lange halbe Stunde zur Tierarztpraxis. Hermine lieb wie immer, gab keinen Ton von sich. Kasi wie immer etwas panisch in dieser Situation, war die ganze Zeit am mauzen. Sie mag das Autofahren nicht und in der Transportbox eingesperrt zu sein, noch viel weniger. Als ich dann mit beiden Tieren endlich im Wartezimmer saß, ging Kasis Gemauze gleich weiter. Sie klingt dabei herzzerreißend wie ein kleines Kitten. Zum Glück war das Wartezimmer nicht sonderlich voll. Aber es dauerte keine 2 Minuten, bis eine der wartenden Damen sich besorgt vor Kasis Transportbox niederkniete und fragte: "Was hat das arme junge Kätzchen denn Schlimmes?" 

Nachdem ich sie aufgeklärt hatte, dass das junge Kätzchen bald schon 4 Jahre alt wird, sich bester Gesundheit erfreut und einfach nur Angst hat, aufgrund ihrer Vorgeschichte als ehemaliger "Wildling", kamen die Gespräche ins Rollen. Ich hörte von Erfahrungen, die die anderen mit "wilden" Katzen gemacht haben. Eine der Damen hatte ebenfalls einen Wildling, der außer der Kastration und einem einzigen Impftermin nie wieder beim Tierarzt war und trotzdem stolze 17 Jahre und 4 Monate alt wurde. Von einer "wilden" Katze, die ihr ganzes Leben auf dem Pausenhof einer Grundschule verbrachte usw. 

Dann kam das Gespräch auf Hermine. "Ach Hermine, ein so bezaubernder Name!" Der Mann der Einen hieß nämlich zufälligerweise Hermann und wann immer er sich "mädchenhaft" benahm, nannte sie ihn "Hermine". Merkwürdige Vorstellung, aber ich glaubte ihr auf´s Wort.

Kurzum, es gab unendlich viele kurz aufeinanderfolgende und zum Teil auch wirklich sehr interessante Gesprächsthemen, die irgendwann selbst Kasi zum Verstummen brachten. Und dann wurden wir auch schon aufgerufen.

 

Der Tierarzt war so nett und nahm mir eine der Transportboxen schon im Wartezimmer ab. Er hatte Hermine gegriffen und die war dann auch als erstes an der Reihe. Bei ihr müssen wir uns keine Sorgen machen, die tut nichts. Meinte ich noch. Aber als der Tierarzt ihr die erste Spritze gab, haute sie wütend mit der Pfote in meine Hand. Woraufhin mein Finger gleich stark blutete und ich ein Pflaster bekam! ;-)

Katze Kasi war als nächste dran. Bei ihr warnte ich vor, man solle sie lieber nicht los lassen. Denn wenn sie einmal vom Behandlungstisch springt, dann wäre es schwierig sie wieder einzufangen. Aber Kasi war lammfromm und ließ alles ganz lieb über sich ergehen. Nahezu mustergültig! Ich muss zugeben, ja ich war ein wenig stolz! :-)

Zurück im Wartezimmer bemerkte die "Frau von Hermann", dann direkt das große Pflaster an meinem Finger. "Oh nein, hat die kleine Wilde sie etwa gebissen?" Lachend verneinte ich. Es war die liebe alte Hermine, die gekratzt hat.

 

Ich zahlte die Rechnung und fuhr erleichtert nach Hause, froh dass das alljährliche Prozedere mit dem Impfen nun auch wieder geschafft sei.

 

Auf der Rückfahrt dachte ich über die Erlebnisse im Wartezimmer nach und kam wieder einmal zu der Erkenntnis, dass Tiere die Menschen einander verbindet und näher bringt. Eigentlich sollten alle Menschen ein Tier besitzen und am besten es mit zu ihrem Arztbesuch nehmen. Die Welt wäre ein wenig freundlicher und offener. Meint Ihr nicht auch? ;-)

 

 

 

 

Katze Kasi könnte sich keinen schlimmeren Ort als ihre Transportbox vorstellen. Sie denkt, sie muss wieder in die Katzenpension oder noch schlimmer: sie wird an den nächstbesten Tierhändler verkauft! ;-)

Wieder zu Hause ist sie die liebste Katze der Welt und folgt einem auf Schritt und Tritt und ist besonders anhänglich.