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Sailing Cat - Segelkatze auf Abenteuerkurs

 

Schiffskatzen haben eine lange Tradition...

 

früher waren sie auf Kriegs- und Handelsschiffen häufig zu finden. Sie hielten Lagerraum und Kombüse frei von Nagetier und nebenbei waren sie Mannschaftsmaskottchen und Glücksbringer zugleich. 

(siehe auch:   Artikel Hemingway Haus, Key West).

 

Heute sieht man Katzen auf Segelbooten eher selten! Umso mehr habe ich mich gefreut, dass sich unter unseren Instagram Bekanntschaften doch tatsächlich eine Segelkatze befindet!

 

Es ist Cat, eine Katze, die mit ihrem Personal regelmäßig auf Segeltörn geht!

 

Freut Euch auf einen spannenden Gastbeitrag, den ihre Besitzerin Beate für uns geschrieben hat:

 

Sailing Cat - Segelkatze auf Abenteuerkurs



 

Unsere Cat als Bootskatze? Das war eigentlich nie geplant...

 

Als unsere Katze Cat und ihr Bruder Tom im November 2008 im Alter von vier Monaten den Weg aus einem Duisburger Tierheim zu uns fanden, sollten die beiden eigentlich nur ein gemütliches Hauskatzenleben mit Ausflügen in den Garten führen.

 

Während unserer Urlaube und der Bootswochenenden kümmerte sich immer meine Schwiegermutter liebevoll um die zwei.

 

Im Sommer letzten Jahres jedoch kam es von jetzt auf gleich alles ganz anders. Tom ging es plötzlich schlecht... er hatte schon immer Probleme mit dem Herzen, aber die kamen und gingen.

Die Hitzewelle im Sommer 2018 war für sein Kreislaufsystem zuviel. Mittags machte uns der Tierarzt noch Hoffnung, abends schlief Tom das letzte Mal in den Armen meines Mannes ein. Sein kleines Herz war einfach zu schwach. Cat war die ganze Zeit dabei; per Zufall erfuhr ich im Nachhinein, dass dies gut war. Ein Tier soll sehen, dass sein Gefährte tot ist, damit es weiß was passiert ist und warum er weg ist. Diese Stille, die an diesem Abend und dieser Nacht in unserem Haus herrschte, werde ich nicht vergessen.

 

Trotz aller Trauer musste es weitergehen. Und da standen wir nun mit einer Katze allein da.

Sofort war für uns klar, dass wir Cat nicht auch an den Wochenenden ohne Gesellschaft allein lassen wollten. Sie musste ja schon von jetzt auf gleich montags bis freitags die Zeit alleine rum kriegen.

 

Gut, was tun? Ein Gedanke keimte in uns: Cat kommt mit auf´s Boot. Gleichzeitig hatten wir auch Zweifel: Kann man eine zehn Jahre alte Katze ans Autofahren und Leben auf dem Boot gewöhnen?

Ich meldete mich in einem Katzenforum an und wollte die Meinung von anderen Katzenhaltern wissen.

99 % waren der Meinung, dass das nicht geht – Katzen brauchen ihr gewohntes Umfeld und sie vertragen das Schwanken eines Bootes nicht. Doch wir wollten es probieren. Cat war von unseren beiden Stubentigern schon immer die anhänglichere. Sie ist immer da, wo wir sind und klebt einem sprichwörtlich wie "Honig am Popo". Diesen Vorteil wollten wir nutzen! Wir haben Cat einfach unterstellt, dass sie am liebsten da ist, wo wir sind.


Und so ging das Training und die Vorbereitungen los:

 

1. Autofahren

Einmal im Jahr fahren wir mit Cat zum Tierarzt. 15 Minuten Autofahrt, in der die Katze ein Lautspektrum von tottraurig bis Oberzicke aufbietet.

Und jetzt 1,5 Stunden bis nach Holland?

Nach Feierabend sind wir also kleine Runden mit der Katze gefahren. Nach kurzer Zeit fand sie es auch gar nicht mehr schlimm. Nicht jede Fahrt muss beim Tierarzt enden. Klar, manchmal miaut sie auch jetzt noch im Auto, aber es ist nicht das "Tierarzt-Miau", sondern ihr bekanntes „Hallo, ich bin hier und will gekuschelt werden-Miau“.

 

2. Zubehör

Damit man das ganze Zubehör nicht immer hin und her schleppen muss, musste eine Zweitausstattung her. Unser Segelboot ist zwar 8 m lang, aber das ist eine Größe, bei der man auch nicht Platz und Stellflächen im Überfluss hat. Wir entschieden uns also für eine kleines Klo ohne Haube, welches optimal in eine Ecke unter den Tisch passt. Da ist es doch von Vorteil, dass unsere Cat sehr klein und zierlich ist – sie wiegt gerade mal 3,5 Kilo. Eine 8 Kilo-Katze hätte mit dem Klo so ihre Probleme. Für Futter und Wasser wurde auch ein Plätzchen gefunden. Ein bißchen Spielzeug ist auch an Bord, wobei die sich dafür gar nicht so sehr interessiert, da es viel zu gucken gibt.

 

3. Die Sicherheit

Wie sichert man eine Katze an Bord?

Überraschung: Es gibt Rettungswesten für Katzen! Für Hunde hatte ich diese bereits gesehen, aber für Katzen bislang noch nicht. Es gibt wohl tatsächlich einen Unterschied: die für Hunde geben vorne Auftrieb, die für Katzen hinten (oder auch andersrum).

So eine Katze in Rettungsweste sieht unheimlich niedlich aus, schränkt die Bewegungsfreiheit jedoch ungemein ein. Mittlerweile verbringt Cat die Törns schlafend unter Deck, weshalb wir auf die Rettungsweste verzichten. Sie trägt immer ihr Geschirr, welches sie von zuhause bereits von ihren Gartenspaziergängen kennt. Wenn sie in die Plicht kommt, picken wir sie in die Leine ein, was völlig ausreichend ist, da sie sich im Fußraum, auf den Sitzbänken oder in ihrem "Wintergarten" aufhält.

4. Die erste Fahrt zum Boot

Glücklicherweise verlief gleich die erste Fahrt zum Boot erfolgreich. Kleinere Maunzereien wie zuvor beschrieben waren dabei, ansonsten verlief die Autofahrt problemlos.

Im Hafen angekommen, müssen wir fünf Minuten Fußweg zurücklegen.

Fazit: Cat fährt lieber als dass sie getragen wird. Wahrscheinlich sind wir einfach nicht so gut gefedert wie der Pkw. Hin und wieder lässt sie während des Fußwegs ihr "Tierarzt-Miau" verlauten.

 

Der erste Kontakt Katze/Boot war ebenfalls sehr positiv. Ich ließ sie unter Deck raus und sie fing direkt an zu schnuppern und zu entdecken. Es gab kein Fremdeln und unsere Sorgen dahingehend waren unbegründet. Keine jammernde Cat. Da kommt uns wohl zum Vorteil, dass sie von je her sehr auf uns zwei fixiert war und einfach nur dabei sein will.

 

Den ersten Tag blieb sie nur unter Deck und war etwas zurückhaltend. Auch die Nacht verlief ohne Komplikationen. In einer Koje kann man aufgrund des geringeren Platzangebotes sogar noch besser als im Heimischen Bett kuscheln.

 

Am zweiten Tag kam Cat dann auch schon raus und verbrachte einen sonnigen Tag mit uns in der Plicht. Auf dem Niedergang haben wir ihr mit einem Kissen einen Wind geschützten Liegeplatz einngerichtet. Hinter den Glasscheiben hat sie ein schönes Wintergarten-Feeling und kommt uns während des Segelns auch nicht bei Manövern in die Quere. An diesem Platz genießt sie im Hafen gerne die Morgensonne. Weiter als in die Plicht traut sich Cat aber immer noch nicht. Es gibt auch Boots-Katzen die das gesamte Oberdeck in Beschlag nehmen, aber Cat geht nicht auf das Vorschiff.

 

Am Abend des zweiten Tages hat mein Mann mal den Motor gestartet. Das Motorengeräusch und die Vibrationen des Bootes sorgten erstmal für einen großen Schreck, aber nachdem Cat merkte, dass ihr nichts passiert, war ihr das auch egal.

 

5. Das erste Mal Segeln

Für den ersten Törn hatten wir uns den falschen Kurs ausgesucht. Die Fahrt aus dem Hafen unter Motor war noch unproblematisch, jedoch suchten wir uns dann einen Am-Wind-Kurs mit reichlich Wenden in kurzem Abstand aus. Für Laien: Es ist ein Zick-Zack-Kurs, bei dem - aufgrund der geringen Breite des Fahrwassers - viele Wenden erforderlich waren, also sich das Boot von der einen Backe auf die andere Backe legt. Die Katze hatte ich in die Koje gelegt, damit sie es gemütlich hat und die Türe zugemacht. Ein Fehler. Zum Glück haben nahezu alle Häfen heutzutage Waschmaschinen. Cat verteilte nämlich ihr gesamtes Frühstück in einem Kreis über die Bettdecke. Cat hat uns verziehen und wir haben aus unserem Fehler gelernt. Die Katze kann sich ihr Plätzchen frei wählen und mittlerweile pendelt sie nach Belieben zwischen Plicht und Salon. Sie hat seitdem auch nie wieder was hochgewürgt, ganz egal wie rau die See war.

 

6. Die Katzenstreu

Zuhause haben wir ein Katzenklo mit Haube und benutzen eine klumpende Streu. Das Klo steht im Abstellraum und die Staubbildung fällt hält sich durch die Haube in Grenzen. Auf dem Boot sah das mit dem offenen Klo schon anders aus. Wir waren ständig am Putzen, da sich immer sehr schnell ein Staubfilm auf das Holz legte.

Nach einer Beratung im Fachhandel probierten wir eine staubfrei Streu aus. Dabei handelte es sich um winzige weiße Körnchen. Tatsache, es staubt nicht, aber die Katze verteilt es bei jeder Bewegung.

Mittlerweile sind wir bei Holzpellets angekommen und es läuft prima. Kein Staub und kein Verteilen im Boot. Cat hat es auch ohne Beanstandungen angenommen. Im Fachhandel hatte man uns zunächst davon abgeraten, da Katzen dieses wohl nur schwer annehmen, wenn sie es nicht von klein auf kennen. Nun ja, Cat hat mit zehn Jahren noch das Segeln gelernt; da wird es wohl am Katzenstreu nicht scheitern. ;-)

 

Fazit:

Wir sind sehr froh darüber, dass wir den Versuch gewagt haben. Oft wurden wir gefragt, ob wir nicht wieder eine zweite Katze wollen.

Nein, wollen wir nicht. Zum einen weiß man nicht, ob die beiden sich vertragen würden, zum anderen schätze ich diese Mehrzeit, die wir mit Cat verbringen können sehr. Ohne schlechtes Gewissen fahren wir Drei jetzt jedes Wochenende zum Boot ohne im Hinterkopf zu haben, dass zuhause Jemand auf einen wartet.

 

Cat ist an Bord völlig entspannt. Wenn wir jetzt im Morgengrauen am Boot ankommen, kommt sie aus ihrer Tasche, geht unter Deck auf´s Klo und verlangt ihr Frühstück. Danach beobachtet sie die Wasservögel oder andere Hafenbesucher. Dann sucht sie sich irgendwo ein Plätzchen zum Schlafen.

 

Im Sommer haben wir zwei Wochen am Stück auf dem Markermeer und Ijsselmeer verbracht. Es war eine herrliche Zeit! Zweimal habe ich Cat auch zum Landgang an der Leine mitgenommen, aber sie macht keine Anstalten auf große Erkundungstour zu gehen. Sie ist von zuhause ja auch nur den heimischen Garten gewohnt und wagt sich nicht weiter.

 

In unserem Heimathafen ist sie bei den Stegnachbarn bekannt und es ist schön zu sehen, wie sie anderen Menschen ein Lächeln auf´s Gesicht zaubert, wenn sie die dösende Cat in ihrem "Wintergarten" oder auf Deck sehen. 

 

Das Katzenforum habe ich über unsere Erlebnisse auch informiert und alle waren begeistert. Wir müssen unseren Katzen wohl einfach nur mehr zutrauen.

 

Ich hoffe, dass wir zusammen noch viele schöne Törns unternehmen können. Der nächste Urlaub steht schon vor der Tür!



Bild und Textnachweis: Beate Engeln


 

 

Vielen Dank für diesen bezaubernden Beitrag, der berührend und spannend zugleich ist! Wir wünschen Cat und ihrem Personal weiterhin viele tolle gemeinsame Segelabenteuer und immer mehr als eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! ;-)

 

Ihr könnt den Abenteuern von Cat übrigens auch auf Instagram folgen, schaut mal vorbei unter @sail_away_cat